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Wissenswertes über 6 Elbseeschnecken

Schnecken oder auch Gastropoda oder auch Bauchfüßer genannt, gehören zum Tierstamm der Weichtiere. Es ist ein sehr alter Tierstamm mit sehr vielen Arten. Insgesamt leben im Wasser und auf dem Land ca.100.000 Arten. Die meisten Schnecken leben im Meer. Im Süßwasser gibt es ca. 10.000 Arten, in unseren heimischen Süßwasserseen leben immerhin noch ca. 50 verschiedene Arten.

Der Körper der Schnecke ist gegliedert in Kopf, Fuß und Eingeweidesack. Am Kopf sind die Sinnesorgane, die Augen und Fühler und das zentrale Nervensystem. Schnecken können nicht hören.

Der Fuß ist ein Kriechmuskel. Er sondert Schleim ab, auf dem die Schnecke gleiten kann. So kann die Schnecke sogar mit dem Gehäuse nach unten an der Wasseroberfläche entlang gleiten. Ist wenig Nahrung vorhanden, kann die Schnecke mit ihrem Schleimband Nahrung vom Untergrund aufsammeln. Die meisten Süßwasserschnecken nehmen pflanzliche Nahrung zu sich, Pflanzenteile oder noch lieber Algen. Sie sind Weidegänger. Am Vorderdarm liegt die Radula (Raspelzunge). Sie ist mit zahlreichen Chitinzähnchen belegt. Durch Hin-und Hergleiten der Raspelzunge über tierisches oder pflanzliches Gewebe kann die Schnecke Nahrungspartikel abschaben.

Hier ist eine Spitzschlammschnecke zu sehen, die Algen von einem Baumstamm abschabt und frisst
Das Foto zeigt die Kletterkünste einer Spitzschlammschnecke. Sie hängt mit dem Gehäuse nach unten an einem dünnen Pflanzenstengel und bewegt sich trotz des Gewichts des Gehäuses sicher vorwärts.

Im Eingeweidesack, der von einer Hülle, dem Mantel, umgeben ist, befinden sich Magen, Darm, Verdauungsdrüsen, Herz, Niere und Geschlechtsorgane.

Die Eingeweide und der Schlund einer Blasenschnecke

Das Gehäuse der Schnecke schützt den weichen Körper vor Feinden und auch vor Trockenheit oder Kälte. Das Gehäuse besteht aus Kalk und ist immer einteilig. Es wird vom Mantel produziert, einer drüsenreichen Körperhaut. So werden auch kleine Reparaturen am Gehäuse durchgeführt. Süßwasserschnecken haben meist ein dünnes und zerbrechliches Gehäuse. Schon der Embryo hat eine Schale, die später die Apex (Spitze des Gehäuses) ist. Die untere Öffnung des Gehäuses wird als Mündung bezeichnet. Ihre Form kann rund, eiförmig oder spaltförmig sein.

Es gibt getrennt geschlechtliche Schnecken und auch Zwitter, die sich selbst befruchten können. Die meisten Schnecken legen Eier in gallertartigen Klumpen oder Bändern ab.

Das Foto zeigt Schneckenlaich in verschiedenen Entwicklungsphasen. Teilweise sind die kleinen Schnecken schon geschlüpft.
Die Detailaufnahme zeigt, wenn auch unscharf, mittig eine kleine Schnecke mit Gehäuse kurz vor dem Schlüpfen.

Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal bei Schnecken ist die Windung des Gehäuses. Das Gehäuse kann rechts- oder linksgewunden sein. Schaut man auf die Schalenspitze und die Windungen verlaufen im Uhrzeigersinn, spricht man von einem rechtsgewundenen Gehäuse. Gegen den Uhrzeigersinn bedeutet linksgewunden.

Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke, die kleinste Schnecke im See mit einem rechtsgewundenen Gehäuse.
Eine Blasenschnecke, die einzige Schnecke im See mit einem linksgewundenen Gehäuse
Die Wasserschnecken werden in drei große Gruppen eingeteilt:
Hinterkiemer: sie leben im Meer, auf sie wird hier nicht eingegangen
Vorderkiemer: bis jetzt haben wir 2 im Elbsee gefunden
Wasserlungenschnecken: bis jetzt haben wir 4 im Elbsee gefunden                             


Einige Details zu den Vorderkiemern (Prosobranchia):


Die Vorderkiemer atmen durch eine kammförmige Kieme, die in der Mantelhöhle vor der Herzkammer liegt. Der Kopf der Vorderkiemenatmer hat die Form einer Schnauze oder eines Rüssels. Die Schnecke hat einen hornigen oder kalkigen Deckel, der auf dem hinteren Teil des Kriechfußes festgewachsen ist. Mit diesem Deckel kann sie das Gehäuse komplett verschließen. Um dieses tun zu können, muss die Gehäusemündung der Schnecke einen durchgehenden Rand haben. Der Deckel schützt die Schnecke vor Feinden. Bei Trockenheit schließt die Schnecke den Deckel auch und kann so die Körperfeuchtigkeit im Gehäuse besser speichern. Die Augen der Schnecke sitzen am Grunde der Fühler. Die Schnecke sieht schlecht. Der Fuß der Vorderkiemer ist kurz und breit. So haftet er gut am Untergrund z.B. bei Strömung in Flüssen. Dort leben die Vorderkiemer auch hauptsächlich. Die Vorderkiemer sind meist getrenntgeschlechtlich. Es kommen 5 heimische Familien mit ca. 25 Arten vor.


Im Elbsee haben wir folgende 2 Vorderkiemer- Schnecken gefunden:

  1. Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum) aus der Familie der Zwergdeckelschnecken (Hydrobiidae); sie ist die kleinste Vorderkiemenschnecke, max. 5mm hoch und 2,5mm breit. Sie ist sehr häufig, hat lange, spitze Fühler und ein rechtsgewundenes Gehäuse
  2. Die Langfühlerige Schnauzenschnecke (Bithynia tentaculata) aus der Familie der Schnauzenschnecken (Bithyniidae); sie ist etwas größer max. 15mm hoch und 9mm breit. Auch sie ist sehr häufig im See zu finden. Auch sie hat lange, spitze Fühler und ein rechtsgewundenen Gehäuse.
Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke mit dem auf ihrem Fuß festgewachsenen Deckel
Die Langfühlerige Schnauzenschnecke, die gerade ihren Deckel öffnet und aus dem Gehäuse kommt.


Das Foto zeigt schön den kurzen, breiten Fuß, den schnauzenartigen Kopf und die langen, spitzen Fühler der Vorderkiemerschnecken.
Hier sieht man schön den durchgehenden Rand der Gehäusemündung mit dem komplett geschlossenen Deckel.


Einige Details zu den Wasserlungenschnecken (Basommatophora):


Die Wasserlungenschnecken atmen wie die Landschnecken mit Lungen. Die Landschnecken haben jedoch 4 Fühler, während die Wasserlungenschnecken nur 2 Fühler haben. Die Mantelhöhle der Wasserschnecke ist als Lunge ausgebildet. D.h., die Schnecke muss um die verbrauchte Luft zu erneuern an die Wasseroberfläche auftauchen. Die Schlammschnecken, dazu gehören die beiden größten Schnecken im See, die Ohrschlammschnecke und die Spitzschlammschnecke, leben gerne, wie der Name schon sagt, am Gewässergrund. Sie können ihre Mantelhöhle mit Wasser füllen und aus diesem Sauerstoff herauslösen. Die mit Luft gefüllte Mantelhöhle wird auch zum Auf- und Abtrieb und zur Tarierung genutzt, um schnell zur Wasseroberfläche zu gelangen. Außerdem kann mit der luftgefüllten Mantelhöhle auch das Schneckengehäuse leichter getragen werden. Wasserlungenschnecken haben keinen Deckel und keinen zusammenhängenden Mündungsrand. Manche verschließen in Notsituationen ihr Gehäuse mit einem Schleimpfropf, der hart wird z.B. bei Trockenheit.

Hier sieht man den nicht zusammenhängenden Mündungsrand einer Lungenschnecke, in diesem Fall einer Ohrschlammschnecke

Wasserlungenschnecken sind Zwitter, die sich auch selbst befruchten können. Sie haben einen breiten Kopf, der sich durch eine Einschnürung vom Fuß absetzt. Der Fuß ist meist lang und schmal. Man kann sich nicht gut mit ihm festhalten, aber gut mit ihm Kriechen. Deshalb sind besonders die Wasserlungenschnecken Bewohner der Süßwasserseen. Es kommen 5 heimische Familien mit ca.25 Arten vor.


Im Elbsee haben wir folgende 4 Wasserlungenschnecken gefunden.

  1. Die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) aus der Familie der Schlammschnecken (Lymnaeidae). Sie ist die größte Wasserlungenschnecke Mitteleuropas bis 6cm hoch und 3cm breit. Sie ist die Schnecke, die jedem als erste im See auffällt. Sie hat typische dreieckige Fühler und ist häufig zu finden. Sie hat ein rechtsgewundenes Gehäuse
  2. Die Ohrschlammschnecke (Radix auricularia) auch aus der Familie der Schlammschnecken (Lymnaeidae). Sie ist bis 3cm hoch und breit und hat auch dreieckige Fühler und ein rechtsgewundenes Gehäuse.
  3. Die Quellblasenschnecke (Physa fontinalis) aus der Familie der Blasenschnecken (Physidae), einer kleinen Schneckenfamilie. Sie ist nur 10mm hoch und 12mm breit und sehr flink. Ihre Fühler sind spitz. Sie hat als einzige Schnecke im See ein linksgewundenes Gehäuse.
  4. Ein Posthörnchen sp. (Gyraulus sp.) aus der Familie der Tellerschnecken, das wir noch nicht genauer bestimmen konnnten. Es ist sehr klein mit einem Gehäusedurchmesser von max. 7mm und einer Höhe bis 1,8mm. Es hat einen kurzen breiten Körper und spitze Fühler. Der Kopf ist rundlich.


Eine große Spitzschlammschnecke mit ihren typischen dreieckigen Fühlern
Ein Ohrschlammschnecke, auch mit typisch dreieckigen Fühlern


Die schnelle Quellblasenschnecke mit breitem Kopf und langem, schmalen Fuß
Ein kleines Posthörnchen, das sein Gehäuse immer leicht nach links gekippt trägt.


Hier noch einmal ein Größenvergleich der 6 Elbseeschnecken:

Spitzschlammschnecke max. 6 cm hoch 3 cm breit
Ohrschlammschnecke max. 3 cm hoch 3 cm breit
Posthörnchen sp. max. 7 mm hoch 1,8 mm breit
Quellblasenschnecke max. 10 mm hoch 12 mm breit
Langfühlerige Schnauzenschnecke max. 15 mm hoch 9 mm breit
Neuseeländische Zwergdeckelschnecke max. 5 mm hoch 2,5 mm breit


Das zeigt, wie schwer es ist die kleinen Schnecken mit bloßem Auge zu entdecken, obwohl die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke massenhaft vorkommt. Es wurden schon 100.000 Tiere auf einem Quadratmeter gezählt.

Diese Seite wurde zuletzt am 3. Juli 2011 um 09:01 Uhr geändert.Diese Seite wurde bisher 20.681-mal abgerufen.